Daniela Wieser – Trocken werd ich auch noch feucht

Wie meine eigene Beobachterin, als ob ich gar nicht in mir drinnen bin, bemerke ich, neben mir stehend oder über mir schwebend, dass ich gleich aufwachen werde. Ich möchte gern in die Verlängerung gehen mit dem Schlafmodus, finde aber die richtige Taste dafür nicht in meinem verkaterten Gehirn. Es ist nicht nur mein Kopf der mir weh tut, jede einzelne Gliedmaße schmerzt mich. Ich mache mich steif und lang und verharre bewegungslos, um nichts zu spüren. Dann rolle ich mich ganz klein und eng zusammen, erliege kurz der Illusion, dass wenn ich bewegungslos bleibe nichts mehr spürbar ist von dieser Welle an Gefühlen und Empfindungen die da gerade über mich herein brechen. Wie ein kleines Kind, das sich die Augen zu hält und davon überzeugt ist, auch für den Rest der Welt unsichtbar zu sein. Ich möchte die Zeit anhalten, weil ich weiß, dass ich die letzte Nacht nicht rückgängig machen kann. Die Gefühle der Scham und des erneuten Scheiterns breiten sich allumfassend aus in mir und überall um mich herum, und der Schmerz den sie verursachen tut mir mehr weh als meine körperlichen Symptome. Wohl oder übel öffne ich meine Augen, weil ich weiß, ich muss mich der Realität stellen. Meine imaginären Briefe ans Universum, wake me up when its all over, sind mal wieder ungelesen zurückgekommen.

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