Ruth Schmiedberger – Vater schreiben

Von der Plaza Mayor dröhnt wie jede Nacht um diese Zeit Musik. Draußen springen Kinder auf einer Hüpfburg um die Wette, obwohl es weit nach Mitternacht ist. Ich würde gerne das Fenster schließen, aber das geht nicht. Jetzt, wo die Luft wenigstens etwas abzukühlen beginnt, muss das Fenster offenbleiben. Und offen mein Geist. Ich brauche gar nicht aus dem Fenster schauen, um zu wissen, dass ein Stra.enkünstler nun sein Programm abspult. Erbärmlich versucht er mit einer Glaskugel, die er auf seinem Arm balancieren lässt, Kinderaugen zu faszinieren. Die Jüngsten wenden sich von ihm ab und spielen weiter. Für mich bedeutet dieses unglückselige Intermezzo die Ankündigung, dass die Nacht ruhiger wird. Das geschäftige Treiben wird sich langsam auflösen, übermüdete Kinder jammern und genervte Eltern den weinenden Nachwuchs nach Hause bringen. Vereinzelt werden noch ein paar Nachtschwärmer durch die Straßen ziehen. Die Nacht darf endlich zur Nacht werden und nicht nur ein in die Dunkelheit verlängerter Teil des Tages. In diese Ruhe, die sich allmählich ausbreiten wird, bette ich mich, richte mir das Polster zurecht, an dem ich lehne, nehme den Füller zur Hand und versehe wie jeden Abend meine Aufzeichnungen mit dem Datum.

Der vierte Tag in San José und noch immer weiß ich nicht, wie ich beginnen soll. …

Gesamten Text lesen.